Ein Nachruf auf Rainer Brandt - von Harry Kühn

Ein Nachruf auf Rainer Brandt - von Harry Kühn

Von Bach über Riemenschneider bis Schiller – kulturvolle Textperlen des Rainer Brandt

Das künstlerische Schaffen von Rainer Brandt zu würdigen, ist mir eine Herzensangelegenheit.
Die zahlreichen Anerkennungen seiner Verdienste ergänzend, widmen sich diese Zeilen einem Aspekt, der - wie mir scheint - gesteigerte Wertschätzung verdient: wie kreativ Rainer Brandt für gewitzte Texte Bezug auf die Welt der Kultur nimmt.

Sehr deutlich wird das allein schon an Beispielen aus der maßgeblich von ihm geprägten deutschen Fassung der TV-Serie >>DIE 2<< mit Tony Curtis als Daniel (Danny) Wilde und Roger Moore in der Rolle des Lord Brett Sinclair.
- Jemand sagt: “Mein Name ist Brahms” - darauf Danny: “Ah, Johann Sebastian”
- mit “Tilmann Mimenschneider” wird ein vermeintlicher Geschäftsmann angesprochen, der sich als Schauspieler entpuppt hatte
- Danny, der von einem Kerl namens Ravel attackiert wurde: “Oh dieser Ravel, wenn ich den in die Finger kriege, mit dem tanz’ ich seinen Bolero”
- im Bild erscheint ein schmaler, steiniger Weg - beiläufiger Kommentar aus dem Off: “Eine hohle Gasse”

Wie selbst in der unspektakulärsten Szenerie ein Gag platziert wird, der durch clevere Vorbereitung zündet, verdeutlicht diese in Spanien spielende Filmsequenz:
Einem Lastwagenfahrer sind die Worte in den Mund gelegt: “Ick bin aus Berlin”.
Humoristische Bedeutung erhält der an Danny gerichtete Satz als sich dieser wenig später in der Landschaft umschaut und sagt: “Nanu, hier ist ja der Wald geharkt - war wohl der Berliner hier”.

Fulminate Texte hat Rainer Brandt hier längst nicht nur der Figur “Danny Wild” verschafft, die überdies brillant von ihm gesprochen ist. Ebenso sind der Rolle “Lord Sinclair” treffliche Sätze zugeschrieben, denen Lothar Blumhagen stimmlich edlen Ausdruck verleiht; wobei selbst eine launige Bemerkung wie “Ein Bild von Meister Remmelbrandt wär’ mir lieber an der Wand” die distinguierte Note nicht vermissen lässt.

Zu den Merkmalen der zum TV-Kult avancierten deutschen DIE-2-Synchronfassung gehören auch diverse Verweise auf andere - zeitgenössische - Serien: “Das hab‘ ich mal bei Al Mundi gesehen” / „Ich hätte gern mal mit Ihrem Jason-King-Verschnitt parliert“ / „Kenne ich Sie nicht aus Department S”

Die bereits dem britischen Original „The Persuaders!“ anhaftende Attitüde von Freiheit, Abenteuer und Lebensfreude wird durch Rainer Brandts Einfluss grandios verstärkt.
Sein Oeuvre reicht freilich weit über das hinaus, was seinerzeit im gedeihlich-produktiven Bunde mit Karlheinz Brunnemann entstand. Generationsübergreifende Freude knüpft sich an die Kunst des Rainer Brandt.

Vor einiger Zeit war es mir vergönnt, mit ihm und seiner wunderbaren Tochter Judith Brandt im Synchronstudio zusammenzuarbeiten, zunächst für die deutsche Fassung jenes Films, welchen der Sohn von Jean Paul Belmondo über seinen Vater gedreht hat und dann - im selben Atelier in Babelsberg - beim Hörspielprojekt DER LORD & DIE ZWEI.

Dies erlebt zu haben, ist höchst kostbares Glück.
Harry Kühn, Berlin im August 2024


Finlay Kühn, Harry Kühn, Judith Brandt, Rainer Brandt und Charles
Rettinghaus bei den Aufnahmen zu "Der Lord & Die Zwei" (2017)



Rainer Brandt und Lothar Blumhagen bei der Synchronisation von "Die 2"
(Tony Curtis und Roger Moore)




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